Seit der im Dezember 2018 veranstalteten UN-Klimakonferenz im polnischen Katowice ist vieles anders: Unter dem Motto „Fridays for Future“ und aufgerüttelt durch die dortige Rede der 16jährigen schwedischen Schülerin Greta Thunberg treten Schülerinnen und Schüler in der ganzen Bundesrepublik Freitags in einen Streik für eine nachhaltigere Klimapolitik. Gemeinsam mit Greta sind viele Jugendliche der Auffassung, dass der Klimawandel die Zukunft unserer gesamten Menschheit in Frage stellt und machen die Dringlichkeit ihres Anliegens durch einen weltweiten Schulstreik deutlich.
Statt Streik und Schulverweigerung möchten sich die Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schule in Neustadt an der Weinstraße dagegen konstruktiv an der Lösung der globalen Probleme beteiligen. Gemeinsam mit der IoT-Werkstatt am Umwelt-Campus Birkenfeld haben sie am Freitag an ihrer eigenen Schule einen ganztägigen Hackathon zum Thema Klimaschutz 4.0 durchgeführt und dabei innovative Vorschläge für die Bewältigung des Klimawandels erarbeitet. Bei einem Hackathon beschäftigen sich die Teilnehmer eine längere Zeit disruptiv (Marathon) mit der Lösung eines speziellen Problems mit Mitteln der Digitalisierung (Hacken). Unter der Leitung von Studienrat Swen Habenberger und Prof. Klaus-Uwe Gollmer wurden bei der 12 stündigen Veranstaltung viele kreative Ideen der Jugendlichen in Form eines ersten funktionierenden Prototypens umgesetzt. Das Spektrum reichte von der aktiven Förderung des Pflanzenwachstums zur CO2-Fixierung mittels Sensorik, über die intelligente Nachführung von Photovoltaikanlagen zur regenerativen Energiegewinnung, der Leckage-Suche in Wasserleitungen, bis hin zur optimalen Beleuchtungssteuerung für das eigene Schulgebäude. Gewinner des Jury-Preises war das Team der Klasse 11 mit einem Thema zur Optimierung des Nahverkehrs. Die Teilnehmer der Gruppe möchten z. B. an den Bushaltestellen im ländlichen Raum IoT-Terminals installieren, mit denen die Reisenden ihren speziellen Reisewunsch anzeigen können. Der Busfahrer bekommt die Meldung auf seiner Fahrt online angezeigt und fährt auf seinem Weg nur noch die Haltestellen mit potentiellen Passagieren an. Nach Meinung der Teilnehmer können so bundesweit viele unnötige Umwege eingespart und der CO2-Ausstoß reduziert werden. Interessant wird die Idee vor allem dann, wenn autonome Fahrzeuge den Transport der Bürgerinnen und Bürger übernehmen.
Die IoT-Werkstatt ist eine im Rahmen des nationalen Digitalgipfels der Bundesregierung entstandene Idee zur Verankerung digitaler und kreativer Kompetenzen im deutschen Bildungssystem. Unter dem Motto „Das Internet der Dinge anfassbar machen“ hat sie mit dem IoT Octopus eine eigene Open-Source Plattform entwickelt und unterstützt Schulen bei der Integration digitaler Themen in den Unterricht. Ziel ist es, eine eigene Idee im Kontext von IoT (Internet of Things) und künstlicher Intelligenz (KI) prototypisch zu realisieren, d. h. Programmieren ist dabei ein Werkzeug, nicht der Zweck. Vielmehr steht die intrinsische Motivation des eigenen „Dings“ im Vordergrund und führt die Jugendlichen so fast spielerisch weg von reinen Konsumenten digitaler Medien hin zu aktiven Gestaltern der eigenen digitalen Zukunft. Mittlerweile können die Initiatoren auf über 100 erfolgreich umgesetzte Projektideen verweisen.
Der Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier ist mit Platz 6 im weltweiten Ranking der umweltschonenden Hochschulstandorte die „grünste“ Hochschule Deutschlands und thematisiert die Schlüsselfragen der Nachhaltigkeit und Digitalisierung in Lehre und Forschung.
Die BBS Neustadt ist mit über 2000 Schülerinnen und Schülern eine der größten Schulen in Rheinland-Pfalz.
Ansprechpartner BBS Neustadt:
Studienrat Swen Habenberger
Mitglied im Sprecherteam der FG HRPI der Gesellschaft für Informatik (GI)
swen.habenberger@bbs-nw.de
Ansprechpartner IoT-Werkstatt:
Prof. Dr.-Ing Klaus-Uwe Gollmer
Umwelt-Campus Birkenfeld und Expertengruppe IoT des Digitalgipfels.
k.gollmer@umwelt-campus.de
Informationen zur IoT-Werkstatt:
iot-werkstatt.de
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